Im Geschäft liegen sie schön aufgereiht, glänzend poliert –da ist es nicht schwer, sich vom Verkäufer zum Erwerb eines neuen Decksbeschlages überreden zu lassen. Und im Grunde genommen spricht auch nichts dagegen. Doch wenn Sie schon Geld ausgeben, sollten Sie später an Deck nicht nur Freude an der neuen Optik des Blocks haben, sondern auch eine Optimierung seiner Funktion erreichen.
Zunächst steht allerdings die Frage im Vordergrund: Welche Funktion soll ein Block auf welchem Boot erfüllen? Gleiche Anforderung – andere Lösung Bei Yachten zwischen sieben und 14 Metern treten sehr unterschiedliche Anforderungen an das Deckslayout auf. Natürlich ist dieAufgabenstellung bei allen Yachten gleich: Erreicht werden soll die Umsetzung der Kraft vom Segel auf das Boot, also Umsetzung in Vortrieb. Doch die Lösung kann sehr unterschiedlich ausfallen: Die Großschot einer 7-m-Yacht kann man noch recht problemlos über eine 1:4- oder ganz bequem über eine 1:6-Talje laufen lassen und dabei per Hand dichtholen und fieren. Bei einer 14-m-Yacht werden viele fluchen, wenn sie das Großschotsystem allein mit manueller Kraft bedienen müssen – man tendiert hier bereits zur Winsch.
Doch nicht nur die Größe der Yacht spielt eine Rolle: Auf einer 14-m-Hochseeyacht sind die Lasten, die auftreten, völlig anders als bei einem Schärenkreuzer oder einer Libera. Ein leichtes Boot fährt sofort davon, wenn eine Böe kommt. So wirkt relativ wenig Last auf die Decksbeschläge, weil Windkraft sofort in Fahrt umgesetzt wird. Ein stabiles schweres Boot mit viel Verdrängung und Ballast bedingt automatisch auch höhere Anforderungen an das System.
Bedienbarkeit auch für Fahrtensegler
Nun denken Sie als Fahrtensegler, das sei doch alles nur ein Thema für Regattasegler, denen es um das letzte Quäntchen Geschwindigkeit geht. Weit gefehlt. Während auf Regattayachten meistens gut trainierte Profis segeln, ist man häufig auf der Fahrtenyacht nur zu zweit unterwegs und verfügt auch nicht über unendliche Reserven an Muskelkraft. Genau hier ist die Bedienbarkeit der Segel- und Trimmmöglichkeiten von besonderer Bedeutung. Zusammenfassend lässt sich sagen: Um die optimale Bedienbarkeit einer Yacht zu erreichen ist nicht nur die bereits erwähnte Dimensionierung wichtig. Darüber hinaus kommt es auf eine vernünftige Systemlogik an sowie auf die richtige Wahl der Produkte.
Neue Materialien – neue Anforderungen
Nun findet aber auch im Segelsport eine ständige fortschreitende Entwicklung der technischen Ausrüstung statt. Neue Materialien in Rigg, Segel und Tauwerk bringen veränderte Anforderungen an die Decksausrüstung mit sich. Besonders in der Neuentwicklung von Leinen hat sich in den letzten Jahren viel getan. Die daraus resultierenden Konsequenzen werden jedoch oftmals missverstanden oder unterschätzt. Das Auftreten von High-tech-Faserleinen wie z. B. Dyneema, Spectra, Vectran, Technora oder PBO haben das Problem des Haltens von Leinen – durch Stopper oder Abklemmer – dramatisch beeinflusst.
Das Problem dabei: Das Leistungsvermögen der neu entwickelten Leinen hat sich – in Form höherer Bruchlasten und zugleich weniger Dehnung – außerordentlich verbessert, oft aber wird bei ihrem Einsatz auf die anderen Systeme keine Rücksicht genommen. Die Kehrseite der Medaille bei diesen neuen nicht reckenden Leinen ist das Auftreten von viel höheren Schocklasten auf allen Beschlägen. Diese Schocklasten werden durch die jetzt sehr dehnungsarmen Segel, Schoten und Fallen praktisch direkt auf Blöcke, Winschen und Abklemmer übertragen. Bei einer dehnbaren Leine wird die Last abgefedert, bevor sie auf die Decksbeschläge übertragen wird. Beim dehnungsarmen Material entfällt diese „Knautschzone“.
Der Schwachpunkt einer Leine liegt immer dort, wo sie umgelenkt oder gehalten wird. Daher musste auch bei Blöcken und Abklemmern eine Entwicklung stattfinden. Alte Exzenterklemmen beispielsweise arbeiten so, dass sie bei auftretender Last immer mehr Druck auf eine Stelle bringen. Es besteht also die große Gefahr, dass entweder das Tauwerk reißt oder die Backen der Klemme drücken so aufeinander, dass einem das ganze Teil um die Ohren fliegt. Neue Klemmen sorgen dafür, dass die Last sich flächiger verteilt. Bei zunehmender Last ist es für die gesamte Decksausrüstung besser, wenn die Klemme nicht so fest zumacht, dass es zum Bruch kommt, sondern sie durch die Fähigkeit, die Leine etwas rutschen zu lassen, größeren Schaden an Fallen und Material abwendet.
Da dieses Rutschen der Leine aber eigentlich auch nicht erwünscht ist, kann dem entgegnet werden, indem man die Fallen beispielsweise an den Stellen, wo sie im Abklemmer sind, mit einem zusätzlichen Mantel aufdoppelt. Man zieht einen zweiten Mantel über das eigentliche Tauwerk und vernäht oder verspleißt ihn an der Stelle, wo der Stopper sitzt. Beispiel: Verdickt man 10 Millimeter Tauwerk auf 12 Millimeter, so kann der Abklemmer rund 40 Prozent mehr Last aufnehmen oder das Tauwerk wird zumindest bei gleicher Last wesentlich geschont. Auch auf die Blöcke haben dünne und hoch belastbare Fallen und Schoten einen enormen Einfluss. Durch die bedeutend höheren Lasten mussten Lagerungen entwickelt werden, die bei schmaleren Scheiben dennoch stabiler sind.
Ein großer Schritt gelang hier sicherlich dem amerikanischen Hersteller Harken: So genannte „Carbo-Blöcke“ sind bis zu 60 Prozent stärker und dabei noch 30 Prozent leichter als herkömmliche Blöcke. Das Geheimnis liegt in einem hochfesten technischen Kunststoff, der für Wangen, Scheibe und Kugeln der Blöcke verwendet werden kann. Doch damit war Harken noch nicht genug erfunden: Mittels dünner, hochfester Spectra-Leinen können diese Blöcke am Augbügel, Großbaum, oder Travellerschlitten belegt werden. Auf diese Art und Weise spart man sich hier unnötiges Gewicht von Schäkeln, Wirbeln, Stellfeder etc.
Fazit: Eine Yacht ist eine Zusammensetzung aus verschiedenen Systemen. Verändert man eine Variable, wird das ganze System beeinflusst. Doch gerade darin liegt ja auch ein Reiz.
Drei Punkte, auf die es ankommt
1. Dimensionierung
– Welche Lasten treten am Rigg, am Boot auf?
– Welche Lasten treten an den Beschlägen auf?
– Nicht vergessen: Sobald eine Leinenführung um 180 Grad umgelenkt
wird, muss der Block die doppelte Schotlast aufnehmen können!
2. Systemlogik
– Wie muss etwas laufen, geführt und übersetzt werden?
– Und von wo aus muss es bedient werden können?
– Wo sind die kürzesten und direktesten Wege?
– Welche Umlenkwinkel sind notwendig?
3. Produktwahl
– Welches Produkt eignet sich für welche Anforderungen?
– Kann z. B. ein Travellerschlitten 45 Grad Schrägzug aufnehmen?
– Welche Befestigungsmöglichkeiten hat das Produkt?